Wie dir dein erster Auftritt in den Klassen gelingt
- Vanessa Müller

- 9. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Wenn ich an meinen ersten Auftritt in einer Klasse zurückdenke, muss ich echt schmunzeln. Die Hände hinter dem Rücken, das Herz ein bisschen zu schnell und im Kopf die Frage: Wie erkläre ich jetzt bloß, was ich hier eigentlich mache und dass sie mich nicht nur ernst, sondern auch sympathisch finden sollen?
Das war nur die Vorstellung. Als ich dann aber wirklich in der Klasse stand und „meine erste Stunde“ halten sollte, war es ... naja, ein ziemliches Durcheinander. Ich glaube, das kennt jede*r von uns irgendwie.
"Der erste Eindruck zählt"
Nicht nur bei Erwachsenen, sondern ganz besonders bei Schülerinnen. Aber wie schafft man es, dass Kinder und Jugendliche uns Schulsozialpädagog*innen ernst nehmen obwohl wir keine Noten geben, keine Hausaufgaben aufgeben?
Ich hab mit der Zeit ein paar Dinge gelernt, die wirklich helfen und viel recherchiert:
Lächeln aber mit Haltung: Freundlich aber trotzdem klar. Schüler merken sofort, ob man sich sicher fühlt oder nicht.
Beweg dich im Raum: Wenn du dich auch mal durch die Klasse bewegst, merken sie: Du bist da, du siehst sie und du hast alles im Blick.
Ein bisschen Spaß darf sein: Kein Augenrollen, kein genervtes „Ruhe jetzt!“ sondern ruhig ein kleiner Scherz zwischendurch. Das öffnet Türen.
Eine Sache, die ich total gerne mit den Schülern mache, ist die „Frage des Tages“. Zum Beispiel:
„Was war euer schönstes Erlebnis in dieser Woche?“
„Wofür seid ihr heute dankbar?“
"Was sind eure Pläne für die Ferien?"
Das klingt erstmal banal aber ganz ehrlich, da steckt so viel drin! Achtsamkeit, Resilienz, kleine positive Momente und ganz nebenbei lernt ihr die Schüler*innen auch besser kennen. Wichtig ist nur: Alles freiwillig. Wer antworten möchte, darf stehen bleiben, wer nicht mag, setzt sich hin und wenn mal niemand etwas sagen möchte, ist das völlig okay. Ich finde, niemand sollte in der Schule gezwungen werden, etwas Persönliches zu teilen.
Wenn ihr das regelmäßig macht, wissen die Schüler*innen irgendwann ganz automatisch: Ah, jetzt geht’s los! Danach könnt ihr kurz erzählen, was in der Stunde passiert – das gibt Struktur und Sicherheit, vor allem den Jüngeren.
Die „AngelSilence“ – mein Gamechanger für mehr Ruhe
Trotzdem war es bei mir lange so, dass ich mich manchmal einfach nicht ernst genommen fühlte. Ich wollte keine „Schimpfperson“ sein aber auch nicht ignoriert werden. Dann bin ich auf eine tolle Methode von emitheteacher gestoßen: die AngelSilence und die hat bei mir wirklich was verändert. Das Prinzip ist ganz einfach: Ihr erklärt den Schüler*innen, dass ihr gemeinsam Ruheminuten sammelt, zum Beispiel 60 insgesamt. In der Stunde vereinbart ihr vorher, was „leise“ bedeutet (z. B. so leise, dass man eine Kreide fallen hören könnte). Sobald dann beispielsweise die Gruppenarbeit beginnt, startet ihr den Timer und wenn es zu laut wird, endet die AngelSilence für diese Stunde. Kein Streit, kein Meckern, einfach ruhig beenden. Wenn die Klasse ihre 60 Minuten über mehrere Stunden gesammelt hat, dürfen sie einen kleinen Gutschein ziehen z. B.: einen Film in der nächsten Stunde zu schauen, Musik während der Gruppenarbeit hören oder eine Runde rausgehen.
Ich war echt überrascht, wie gut das funktioniert hat. Die Schüler*innen waren motiviert, ruhiger zu sein und ich musste nicht mehr laut werden. Ganz nebenbei merken sie, dass es einfach schöner ist, in einer ruhigeren Atmosphäre zu arbeiten. Probiert es gern mal aus und schreibt mir, wie es bei euch geklappt hat!
Namen an die Tafel
Zu Beginn hab ich Schüler*innen, die häufiger in der Stunde dazwischengerufen haben, immer wieder ermahnt: „Kannst du bitte aufhören? Das stört nicht nur mich beim Erklären, sondern auch die anderen.“.
Mit der Zeit wurde das ziemlich nervig und wie ich später gelernt hab, genau das, was der Schüler oder die Schülerin eigentlich wollte: Aufmerksamkeit. Das war mir anfangs gar nicht bewusst. Ich hab schnell gemerkt, dass ich so nicht weiterkomme und begann, nach Alternativen zu suchen.
Schließlich bin ich auf eine einfache aber wirkungsvolle Methode gestoßen: ruhig und ohne die Stunde zu unterbrechen, einfach den Namen des Schülers oder der Schülerin aufschreiben. Keine Diskussion, keine zusätzliche Aufmerksamkeit. Das überrascht viele zunächst und die „Konsequenzen“ sind ihnen nicht sofort klar. Oft braucht es gar keine weiteren Schritte, denn spätestens beim zweiten Strich (bei einer weiteren Störung) merken die meisten, dass sie lieber ruhig bleiben sollten. Wenn jemand trotzdem über die Stränge schlägt, suche ich das persönliche Gespräch unter vier Augen. Dabei erkläre ich ruhig, warum die ständigen Unterbrechungen weder für die Klasse noch für ihn oder sie selbst hilfreich sind.
Diese Methode hat mir geholfen und bis heute hab ich keine Strafarbeiten oder Verweise verteilen müssen. Schreib mir gerne in die Kommentare, ob du diese Methode schon kanntest oder ob du selbst einen Tipp hast, der dir im Unterricht geholfen hat!
Eure Sozialpädagogin mit Herz :)




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